Der Komponist Martin Herchenröder sagt, „was mich berührt, wird Musik“; und der Organist Herchenröder fügt an: „Mein Instrument ist die Orgel“. Nun ist die Orgel der komplexeste und größte Klangerzeuger, den die Menschen erfunden haben. Auf ihr können sprichwörtlich „alle Register gezogen“, feinste wie mächtigste Klangbilder intoniert werden.
Mit der Orgel können – solange die Energieversorgung und die Spieltraktur die Tonmassen zu bewegen vermögen – auch einzelne Töne oder deren Interferenzen andauern – ohne Ende andauern – oder tatsächlich de-tonieren. Jenseits klassischer Orgel-Tradition geraten mit der Moderne neue kompositorische Klänge der gleichen Orgeln geradezu phantastisch, unerhört: zu frischem Reichtum. Herchenröders Orgelmusik weitert diese tonale Ästhetik, Klang-Erfindungen, Transformationen, gleichwohl er über die Tradition sinniert – etwa so, sinngemäß: er könne Bachs Einfluss in allen seinen Werken nachweisen. Herchenröders Musik ist nicht strukturelles Experiment, sondern sprachfähige künstlerische Form. Seine Musik ist kommunikativ, erzählt durch episch orchestrale Werke und in Fragmenten, Splittern, von denen er sagt: sie sind „… eine Reduktion von Ausdehnung und Mitteln, aber keine Reduktion des Expressiven – eher im Gegenteil, denn im Kleinen erscheint die Emphase großer Werke kondensiert oder konzentriert …“ (Götz Stöckmann)
Reihe hell, Band 8
Götz Stöckmann (Hrsg.)
Siegen: universi 2019,
dt./engl., 108 S., farbig (Digitaldruck), Format 20,5 x 23,5 cm
mit CD
ISBN 978-3-96182-045-0
Preis: 9,90 Euro