Angesichts der Kalligraphien Gerd Doeges könnte man metaphorisch „von einem Raum zum Innehalten und zum Nachdenken sprechen, im besten Fall: von einer Oase der Ruhe und der Meditation. In diesem Sinn sind die Kalligraphien in diesem Buch Refugien“, so Ralf Schnell in seiner Einleitung zu den 31 kalligraphischen Werken – jedes mit einem Kommentar versehen.
Die Schrift kann zum Bild werden, das Bild die Form der Schrift annehmen beide Ausdrucksmöglichkeiten ergänzen und erhellen einander wechselseitig. Dieser Ansatz leitet die kunstvollen kalligraphischen Exkursionen Gerd Doeges. Ihre Text-Quellen finden diese Kalligraphien im geistigen Universum der morgenländischen wie der abendländischen Welt, im Weisheitsarsenal des Zen-Buddhismus wie im japanischen Haiku-Kosmos, im Alten Testament, im Gilgamesch-Epos und in der Odyssee.
Die aus solchen Begegnungen hervorgehenden Kalligraphien wollen – entgegen dem Wortsinn dieses Begriffs – nicht in erster Linie ‚schön‘ sein, im Sinne einer ästhetischen Perfektion. Sie wollen vielmehr ein Gefühl ausdrücken und ein Bewusstsein ansprechen, das in jedem Menschen verborgen ist, das man nachempfinden kann, weil es als Potential in uns allen bereit liegt. Der Titel des Buches Es entfernten sich die Dinge steht für diese neue Ausdrucksdimension: für das Verlorengehen von Dingen und Werten, an die man geglaubt, von Sicherheiten und Beständigkeiten, an denen man festgehalten hat.
(aus der Einleitung von Ralf Schnell)
Abgeschlossen wird der Band durch einen informativen und illustrierten „Streifzug durch die Kulturgeschichte der Kalligraphie“.
Gerd Doege / Ralf Schnell
Es entfernten sich die Dinge. Kalligraphische Reflexionen
Reihe Bild- und Kunstwissenschaften, Bd.11
Siegen: universi 2020, ca. 49 S., Hardcover, farbig, teils Ausklappseiten
ISBN 978-3-96182-047-4
Preis: 59,50 Euro