Die vorliegende umfassende begriffsgeschichtliche Analyse der semantischen, historischen und sozialen Verfasstheit von „Korruption“ leistet einen Beitrag zum Verständnis der Moderne und bildet die Grundlage für die minutiöse neue Lektüre von Lessings „Minna von Barnhelm“, Kleists „Der zerbrochne Krug“ und Schillers „Der Geisterseher“ aus der Perspektive der Korruption.
Bei Korruption, so scheint es, ist die Welt geeint. Über die Schranken politischer Blöcke hinweg, ungeachtet der ökonomischen Stellung und nationale, historische wie kulturelle Grenzen transzendierend, ist man einmal einer Meinung: „Korruption ist eine Krake, die in alle Bereiche der Gesellschaft wächst“.
Die vorliegende Arbeit geht aus von drei Beobachtungen: Erstens besteht von Seiten der Literatur seit mindestens 2000 Jahren ein ungebrochenes Interesse am Thema Korruption. Zweitens macht der literarische Umgang mit dem Thema deutlich, daß Korruption auf die übliche akademische Standarddefinition zu reduzieren zwangsläufig eine übermäßige Simplifizierung zur Folge hat. Drittens ist zu konstatieren, daß die literarischen Texte in ihrem Hinausweisen über die Standarddefinition Themenfelder anreißen, deren Relevanz für den Begriff der Korruption seit fast drei Jahrhunderten von Lexikoneinträgen bestätigt wird.
Vor diesem Hintergrund leistet die vorliegende Analyse der semantischen, historischen und sozialen Verfasstheit von „Korruption“ nicht nur einen Beitrag zum Verständnis der Moderne, sie bildet auch die Grundlage für minutiöse Lektüren von Lessings „Minna von Barnhelm“, Kleists „Der zerbrochne Krug“ und Schillers „Der Geisterseher“, die aus der Perspektive der Korruption in einer überraschenden Konstellation noch einmal neu lesbar werden – und ihrerseits unser Verständnis von „Korruption“ in einem neuen Zwielicht erscheinen lassen.
Jan Söhlke
„verderben, verführen, verwüsten, bestechen“ – Literatur und Korruption um 1800
Siegen: universi 2017, 284 S., kart.
ISBN 978-3-936533-81-1
Preis: 12,80 Euro